Orgel von St. Gebhard macht Organistentraum wahr
Was lange währt, wird endlich gut: Kein Sprichwort passt treffender auf den Entstehungsprozess der CD, den Organist Helmut Deutsch aus Stuttgart und sein Tonmeister Klaus Faika vom Label organum classics gemeinsam durchschritten. „Mir war schon klar, dass ich unbedingt die großartige Orgelsonate von Julius Reubke, dem begabtesten und jung gestorbenen Schüler von Franz Liszt, einspielen wollte. Aber dann war die Frage, mit welchen Stücken sie sinnvoll zu koppeln wäre. Klaus Faika hatte die Idee, Werke von Liszt selbst zu nehmen. Ich hatte seine Sonate „Après une lecture de Dante“ schon 2006 für Orgel transkribiert, auch die beiden anderen Klavierwerke von Liszt ließen sich gut auf die Orgel übertragen, nur einiges schrieb ich im Geiste der Orgel um.“
Jetzt musste nur noch die passende Orgel gefunden werden. Und das dauerte nicht weniger als zehn Jahre! Helmut Deutsch erinnert sich: „Wir sind tatsächlich nach Frankreich, in die Schweiz und bis nach Dresden gereist, haben Probeaufnahmen gemacht und wieder verworfen. Die Orgel musste ja dem Originalwerk von Reubke und den Transkriptionen gerecht werden.“ Dass sie endlich in der Konstanzer Kirche St. Gebhard fündig wurden, war ein Zufall, obwohl Helmut Deutsch die Winterhalter-Orgel schon von seinem Einweihungskonzert 2014 kannte. Deutsch: „Mein ehemaliger Student Martin Weber, der jetzt dort Kirchenmusiker ist, brachte mich auf die Idee. Nachdem die Orgel nun um einige Vakanzen erweitert ist, war sie das perfekte Instrument für die geplante Aufnahme.“
Klaus Faika: „Diese Aufnahme war wirklich unser beider Herzblut-Projekt. Die Orgel ermöglicht nämlich zwei verschiedene Registrieransätze, die der deutschen Romantik und die der französischen Orgelsinfonik. Schließlich ist man immer auf der Suche nach dem Besseren in der Kunst.“ Helmut Deutsch schwärmt für die Konzilsorgel: „Sie hat so eine reiche Disposition und dadurch enorm viele Klangfarben. Beim Schwellwerk etwa kann man die doppelten Jalousien vorne, seitlich und oben öffnen, so dass bei geschlossenen ein dreifaches Piano spielbar ist.“ Große Hilfe erfuhren Organist und Tonmeister in der Gemeinde und von der Orgelbaufirma. Deutsch: „Ich habe mich rundum aufgehoben gefühlt.“ Und Klaus Faika ergänzt: „Ich bin glücklich, dass die Aufnahme jetzt erscheinen kann.“
Tatsächlich ist die Scheibe ein Kleinod, sowohl wegen der perfekt austarierten Aufnahme als auch wegen der äußerst gelungenen Transkriptionen und der kreativen Interpretationen der großartigen Reubke-Sonate und der Werke aus Reubkes zeitgenössischen Umfeld durch den Organisten. Das informative Booklet zeigt auf seinem Cover eine bildliche Darstellung von „Resignation-Widerstand-Poesie-Erlösung“. Dieses Motto wurde den Ausführungen vorangestellt.
Termin und CD-Programm
- Im Präsentationskonzert am 16. Juli um 16 Uhr in der St. Gebhardskirche erklingen alle Werke der CD von insgesamt etwa einstündiger Dauer. Zugrunde liegende Texte liest Helmut Weidhase. Die CD ist bei order@organum-classics.com, bei Harmonia Mundi (Berlin), im Fachhandel und in der Pfarrei St. Gebhard zum Preis von 17 bis 20 Euro erhältlich.
- Die Kompositionen: Julius Reubke (1834-1858): Der 94. Psalm. Sonate c-Moll; Franz Liszt (1811-1886): Aus: Années de pèlerinage (Pilgerjahre). Deuxième année: Italie, Sonetto del Petrarca N° 123 (Nr. 6), Il penseroso (Nr. 2), Après une lecture de Dante. Fantasia quasi sonata (Nr. 7).