Ein großer Klang für Petershausen

Kino mal anders: Buster Keaton in der Gebhardskirche

Es sollte sein Meisterwerk werden. Buster Keaton steckte 1927 in seinen Film "Der General" nicht nur viel Herzblut, sondern auch viel Geld. Die Szene, in der er eine historische Dampflokomotive in die Tiefe stürzen lässt, zählt zu den teuersten der ganzen Stummfilm-Epoche. Es muss bitter für ihn gewesen sein, als das damalige Publikum sich alles andere als begeistert zeigte und der Regisseur und Schauspieler am Höhepunkt seiner Karriere plötzlich tief fiel. Die Ironie der Geschichte liegt wie so oft darin, dass der Film später wiederentdeckt wurde und heute auf so gut wie jeder Liste der größten Filme aller Zeiten zu finden ist.

"Ein genialer Film", urteilt auch Wolfgang Müller-Fehrenbach vom Verein Petershauser Orgelkultur, der ihn in Zusammenarbeit mit Patrick Gängler vom Zebra Kino in Konstanz in einem besonderen Ambiente zeigt. In der Petershauser Gebhardskirche steht eines der spannendsten und beliebtesten Konzertereignisse des Jahres an. Auf der Leinwand läuft der Stummfilm, dazu improvisiert ein international renommierter Musiker auf der Orgel dazu.

Zu sehen gibt es dann eine abenteuerliche Komödie. Johnnie Gray alias Buster Keaton ist auf der Jagd nach den zwei großen Lieben seines Lebens: Einer Lokomotive und einer Frau. Was ziemlich lustig anzusehen ist, wenn sich Keaton auf einer Treibstange aus dem Bild fahren lässt, und bei all den grotesken Verfolgungsjagden keine Miene verzieht. Wegen seines bewusst ernsten, stoischen Gesichtsausdrucks wurde Keaton "der Mann, der niemals lachte" genannt. Bei all dem Klamauk bemühte er sich aber auch um historische Authentizität.

"Der General" spielt zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges und basiert auf wahren Tatsachen. Er zeigt beispielsweise, wie Soldaten im Schlachtgetümmel zu Tode kommen. Mit seinem Autorenteam änderte er allerdings den Blickwinkel der Buchvorlage: Nicht die nordstaatlichen Spione waren in seiner Geschichte die Helden, sondern der südstaatliche Lokomotivführer, der die Verfolgung seiner entführten Lok aufnimmt: „Man kann aus den Südstaatlern keine Gegenspieler machen", sagte Buster Keaton 1964 in einem Interview. "Die haben den Krieg ohnehin verloren.“

Bild: UnitedArtists/PR

Vorgeschlagen hat den Film Johannes Mayr. Der Stuttgarter Domorganist begleitet das Projekt bereits zum vierten Mal und komponiert auch bei dieser Aufführung keine neue Musik, sondern improvisiert sie: Er spielt sie aus dem Augenblick in die Tasten und Pedale, und sie würde im Wiederholungsfall vielleicht ganz anders klingen. Diese Woche wird es noch die Generalprobe geben, am Samstag ist die Aufführung.

Zuletzt lockte die Orgelkino-Reihe mehrere hundert Zuschauer in die Petershauser Gebhardskirche, vom Studenten bis zum Rentner. Bürgerliche Kirchenmusik trifft szeniges Programmkino: Das macht nicht nur den bisherigen Erfolg, sondern auch den Reiz des Konstanzer Orgelkinos aus. "Das sind zwei Kulturangebote, die sonst eher parallel arbeiten", sagt Patrick Gängler, neuer stellvertretender Geschäftsführer beim Zebra-Kino. "Umso spannender ist es zu sehen, was dabei raus kommt, wenn wir zusammenarbeiten."

Termin und Tickets

Veranstalter: Der Verein Petershauser Orgelkultur lädt in Kooperation mit dem Zebra Kino Konstanz zur nächsten Ausgabe des Orgelkinos am Samstag, 9. September um 20 Uhr in die Gebhardskirche ein. Gezeigt wird "Der General" von und mit Buster Keaton aus dem Jahr 1927. Zu den Filmszenen improvisiert live Johannes Mayr auf der gewaltigen Orgel.

Vorverkauf: Wolfgang Müller-Fehrenbach vom Verein Peterhsauser Orgelkultur empfiehlt den Vorverkauf: Nicht nur in der Kirche war es bei den beiden bisherigen Orgelkino-Auflagen voll, auch die Schlange an der Abendkasse war lang. Tickets für zehn Euro (Jugendliche und Studierende sieben Euro) gibt es vorab bei Buchkultur Opitz am St.-Stephans-Platz, Telefon (0 75 31) 91 45 17 oder im Pfarrbüro St. Gebhard, Telefon (0 75 31) 942 37 00. (sap)

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